Halme in Hochform

Halme in Hochform

Was so federleicht und grazil wächst, zeigt sich aktuell als gestalterisches Schwergewicht. In England, auf der Chelsea Flower Show, dem Gartenereignis des Jahres, dem Trendsetter, waren Gräser auf Schritt und Tritt präsent. Ob in den Showgärten der Top-Designer oder in den Ausstellungshallen, überall sorgten haarige Büschel, fedrige Blütenstände und fontänenartige Horste für Höhepunkte. 

Die Experimentierfreudigkeit der Engländer mit Gräsern ist grenzenlos. Selbst Formschnitt und grasig überhängende Horste schließen sich nicht mehr gegenseitig aus. Irgendwie komisch, dass Gartenliebhaber erst jetzt auf solche Ideen kommen. Denn manche Gräser machen es dem Gärtner leicht. Sie sind anspruchslos und brauchen, bei richtigem Standort, kaum Zuwendung. Viele Gräser beweisen enorme Anpassungsfähigkeit was Boden und Standort betrifft. Etliche besiedeln als Pioniere Extremstandorte, auf denen andere Pflanzen nicht mehr wachsen wollen. Mit der richtigen Auswahl an Arten wächst schnell Gras über die Problemflächen. Dort, wo ihre langen, biegsamen, bogigen Halme ausladend überhängen oder hoch herausragen, lockern sie das Beet auf. Als Partner im sonnigen Prachtstaudenbeet eignen sich z.B. riesige Chinaschilfsorten (Miscanthus sinensis) für den Hintergrund. Das Lampenputzergras hält mit seinen spektakulären Blütenständen mühelos den Vergleich mit Stauden stand. Das Afrikanische Liebesgras trägt nicht nur einen amourösen Namen, sondern bezirzt mit hauchfeinen rötlichen Blütenrispen – es legt einen transparenten Schleier über das Beet. 

 

Bei Gartendesignern sind besonders Gräserformen mit farbigen Halmen gefragt. Gras „grünt“ nämlich auch in blau, rot, gelblich oder gestreift. Vor allem unter den Trockengräsern gibt es viele Blau- und Silberlaubige. Denn die Farbe rührt von einem feinen Wachsüberzug, der einen Schutz vor hoher Sonnenstrahlung und Verdunstung bildet. Der letzte Schrei aus England der zu uns überschwappt, sind schwarze Pflanzen. Sie entpuppen sich bei genauerem hin sehen meistens als schwarzrot. Neben dunklen Blüten von der schwarzen Akelei, Stockrosen oder verschiedenen Bart-Iris-Sorten sind auch Gräser mit braunen oder schwarzroten Halmen en vogue: allen voran die fuchsrote Segge (Carex buchananii). Wunderschön wirkt sie neben rotlaubigen Purpurglöckchen oder terracottafarbenen Schafgarben. 

 

Kleiner Gräser Pflege-Kompass

 

-         die optimalen Gräser-Pflanzzeiten sind der Frühling und der Herbst. Dann wachsen die Gräser am besten an. Fügen Sie Waldgräsern und großen Rabattengräsern etwas Kompost mit ins Pflanzloch, Steppengräser bevorzugen etwas groben Sand oder feinen Kies. Düngen Sie alle paar Jahre die Gräser im Frühling mit Kompost – stattliche Gräser wie z.B. das Chinaschilf jährlich. Ein zu reiches Nährstoffangebot schwächt jedoch die Standfestigkeit und die kräftige Blattfärbung der Gräser.

-         Gräser aus wärmeren Regionen, wie das Pampasgras (Cortaderia selloana) oder das japanische Blutgras (Imperata cylindrica), benötigen einen leichten Winterschutz. Frostige Temperaturen werden durch trockenes Falllaub oder Fichtenreisig gepuffert. Die hohen Halme vom Pampasgras sollte man zusammen binden, so perlt der Regen ab und gelangt nicht ins Innere. Bei winterharten Gräsern reicht es völlig die Halme in der kalten Jahreszeit stehen zu lassen. Sie schützen das Innere des Horstes vor Nässe und sehen mit Raureif sehr dekorativ aus. Erst im Frühling knapp über dem Boden abschneiden. Bei immergrünen Gräsern werden abgestorbene Halme nur ausgeputzt oder ausgekämmt.

-         Manche Gräser säen sich selbst aus. Bei einjährigen ist das meistens gerne gesehen – bei mehrjährigen nicht immer. Denn die Sämlinge entwickeln sich oft ganz anders als die ursprünglichen Gräser. Wenn Sie die Selbstaussaat verhindern möchten, schneiden sie die Samenstände vor der Reife einfach ab. 

-         Horstbildende Gräser bilden nach mehreren Jahren oft eine Tonsur – das heißt dass die Mitte des Horstes verkahlt. Dann ist die Zeit gekommen, den Wurzelstock auszugraben und zu teilen – bei großen Gräsern kann man eine saubere Axt gebrauchen. Die einzelnen Teile an anderen Stellen neu einpflanzen.

Wissenswertes