Sabine hat den Mund noch voll, nippt an ihrem Sektglas, schluckt hinunter, die Mundwinkel breiten sich zu einem begeisterten Strahlen aus. Sie ruft „Welches Blatt ist das?“. Ich kaufte Schinken und Käse, legte beides auf ein Mangoldblatt und rollte es ein. Ein Zahnstocher durchgesteckt, ins Ofenrohr geschoben und fertig ist die Partyspeise.
In meinem Gemüsegarten wachsen rot- und weißadrige Mangoldblätter, daher verwendete ich beide. Wieder aus dem Rohr genommen, schnitt ich die länglichen Rollen in schmale Stücke. Dem Sommersalat, den ich mit hellgrünen und dunkelroten Salatblättern mischte, gab ich mit ein paar Blüten den gewissen Pepp. Eine Knollenbegonienblüte hier, Kapuzinerkresse dort, die azurblauen Borretschblüten in der Mitte und Gänseblümchen als Klassiker dazwischen.
Blühende Erfrischung
Die Begrüßungsbowle, die ich aus Sekt, Wein und Wasser mischte, verfeinerte ich mit einem Schuss Rum. In der Bowle schwimmen Pfirsiche und Marillen, Erdbeeren und Kirschen, sowie Äpfel- und Birnenstücke. Den letzten Clou gebe ich meinen Fruchtbowlen mit fein gehackten Zitronenmelisse- und Pfefferminzblättern.Im Sekt danach dürfen blühende Eiswürfel nicht fehlen, ich füllte die Eiswürfelform anfangs nur zur Hälfte mit Wasser, legte Veilchen, Gänseblümchen und Borretsch darauf, ließ alles anfrieren und gab erst dann die zweite Hälfte Wasser dazu. So schaffte ich es, dass die Blüten exakt in der Mitte der gefrorenen Würfel waren.
Nach gegrilltem Fleisch, Fisch, Tomaten, Zucchini, Melanzani und Mais, die ich alle mit einer Mischung aus Oregano, Thymian, Petersilie, Bohnenkraut und Pimpernelle würzte, erholen wir uns mit einem Sprung ins kühle Nass. Ich höre mir eine Moralpredigt an, dass es ungesund sei mit vollem Magen schwimmen zu gehen. Julian taucht Kerstin unters Wasser, ihre Augen sind so nass, dass sich ihre Wimpern noch dunkler abzeichnen. Wir lassen uns von der Sonne am Steg abtrocknen, spüren wie die Sonnenstrahlen Wassertropfen um Wassertropfen zerfließen lassen, sehen einen Fisch, der einen Freudensprung aus dem Wasser wagt und saugen Sonnenstrahl um Sonnestrahl in uns auf.
Zeit für Zitronensorbet
Leicht angefroren serviere ich meinen Gästen die Kreation aus Jogurt, Milch, Schlagobers und Zitronenschale. In meinem Wintergarten steht ein Zitronenbaum, von dessen Früchten rieb ich die Schale zum Sorbet. In diese Variation steckte ich Blätter der Zitronenmelisse, dekorierte den Teller zusätzlich mit einer Blüte der Flammenblume (Phlox), streute gehobelte Späne von dunkler Schokolade darüber und schuf so eine Gaumenfreude aus zitronensaftweißem Sorbet, dunkler Schokolade und einer kontrastreichen, kräftig rosaroten Blüte – ein wahrer Augenschmaus.
Armin zieht die Wangen ineinander, entspannt sie wieder, nimmt einen weiteren Löffel Sorbet zu sich, trinkt noch einen Schluck Sekt und ruft „Jetzt hab ich’s, Himbeeren!“. Himbeeren sind nämlich das Geheimnis, sie verleihen dem Sorbet eine leichte Nuance in rot und sorgen für die geschmackliche Überraschung.
Am fortgeschrittenen Abend bemerkt Alexander, dass er am Trockenen sitzt. Diesen Vorwurf lasse ich nicht auf mir sitzen und biete ihm ein Glas meines speziellen Paprikawässerchens an. Bereits zwei Tage vor dem Fest legte ich die extrascharfen, fein geschnittenen Habanero-Paprika in eine hochprozentige Schnapskonzentration. Bereitwillig schenke ich Alex ein, er hat Tränen in den Augen, zieht den Mund zusammen und jault „Jetzt muss ich nach Hause!“.