Weinrebe: Frühsommerschnitt

Weinrebe: Frühsommerschnitt

„Lassen Sie es lieber sein!“, das könnte die Quintessenz aus dem folgenden Beitrag sein. Die allgemein gültige Fachmeinung zum Sommerschnitt der Weinrebe ist selbstverständlich nicht derart radikal wie meine persönliche, daher will ich Ihnen den aktuellen Stand der Wissenschaft selbstverständlich nicht vorenthalten.

Weinrebenschnitt im Frühsommer: Die Lehrbuchmeinung
Der Trend wandelt sich aktuell wieder vom absoluten Naturgarten mit Kurven, versteckten Winkeln und Wildwuchs hin zum gepflegten und gestutzten Naturgarten, bei dem die Besitzer die Kontrolle über das lebende Grün haben. Zu diesem Trend passen jedoch keine Weinreben, die womöglich im Juni bis zu sieben Meter lange Triebe entwickeln. Aus diesem Grund ist die aktuelle Meinung in Fachkreisen, diese Triebe zur Zeit des Blütenansatzes zu stutzen. 

 

In der Fachliteratur wird zwischen Schenkel, Zapfen und Tragrebe unterschieden, geschnitten – oder ausgebrochen – sollten nur die aus dem alten Holz gebildeten Wasserschosse werden. Aber ob es sich tatsächlich um einen Wasserschoss, der nur gerade hinauf wächst und Blätter, aber keine Blüten bildet, handelt, das ist für den Laien sehr schwer zu erkennen.

Im Weingarten
Weinbauern, deren Beruf es ist, Weinreben zu ziehen, zu pflegen und auch zu bearbeiten, verstehen den Sommerschnitt. Sie wissen genau, welchen Trieb sie behalten und welcher ausgebrochen werden muss. 

 

Für Hobbygärtner, die einige Weinstöcke entlang der Hausmauer gepflanzt haben, um einerseits lebendes Grün in der Vertikale zu haben, andererseits im Herbst einige Weintrauben naschen zu können, empfiehlt sich der fachgerechte Schnitt im Februar. Dieser ist tatsächlich notwendig und um vieles problemfreier, denn beim Sommerschnitt schneiden Sie im schlechtesten Fall die Trauben, die im Herbst erntefertig sein sollten ab und werfen diese auf den Kompost - das sollte aber verhindert werden.

Nichtsdestotrotz...
Nichtsdestotrotz versuchte ich letztes Jahr mein Glück. Fünf lange Jahre der gärtnerischen Ausbildung hätten schließlich ausreichen sollen, um zu wissen wie Wein geschnitten wird. Wie im Lehrbuch beschrieben, setzte ich die rote Gartenschere am Trieb, der eher bräunlich und nicht saftig grün war und keine Blüten hatte an und schnitt ihn ab. Viele Triebe, die blütentragend waren, ließ ich bestehen, denn ich wusste ja genau, dass sich aus den Blüten später die Weintrauben entwickeln würden. Tja, an eine derart miese Ernte bei diesen Weinstöcken die bereits über hundert Jahre alt sind, konnten sich selbst die ältesten Nachbarn nicht erinnern. 


Deshalb schnitt ich wie gewohnt heuer im Februar die Triebe auf zwei Augen. Augen? Ja das ist die Fachsprache: Augen sind Knospen. Zwei Augen sollen pro Seitentrieb stehen bleiben, aus dem verbliebenen Zapfen entwickeln sich dann die Triebe, die Trauben tragen. Jetzt im Juni sind die Triebe lang und hängen etwas über. Ich freue mich schon auf den Herbst und die Ernte der Trauben ohne auch nur einen einzigen Trieb jetzt im Sommer einzukürzen.

Wissenswertes